Eva Lucia Backhaus
»Myzel, Kompost, Algorithmus – Künstlerische Praktiken im Anthropozän«
Online-Lecture 08.10.2024, 18-19.30 Uhr
Die Auswirkungen des Anthropozäns wie der Verlust der Artenvielfalt oder die Veränderung biologischer Rhythmen werden oftmals mit einem fehlenden Bezug, einem fehlenden Entanglement der Menschen zu der sie umgebenden Natur in Verbindung gebracht. Das postdigitale Zeitalter scheint zunächst eine denkbar ungeeignete Umgebung, um den dringend notwendigen Bezug zur Umwelt wieder herzustellen. Doch wie genau müssen wir uns einen solchen Bezug verstehen?
Alva Noës Theorie der leibgebundenen Wahrnehmung setzt naiven Vorstellungen darüber, was Entanglement bedeutet, einen Begriff von Erfahrung entgegen, der durch ein charakteristisches Spiel aus Vertrautheit und Widerstand gekennzeichnet ist. Präsenz entsteht immer dort, wo wir uns einerseits auskennen, also über entsprechende sensomotorische und konzeptuelle Fähigkeiten verfügen und andererseits, wenn sich der Gegenstand entzieht, über uns hinausgeht, fremd bleibt. Solche Erfahrungen nennt Noë ästhetisch – und findet sie paradigmatischer Weise in Kunst und Natur. Der Vortrag wird der Frage nach der Rolle von Widerstand und Unverfügbarkeit in Noës Theorie nachgehen. Dabei spielen (digitale) Techniken und Werkzeuge, die aufgrund ihrer Struktur Zugänge zu Prozessen ermöglichen, die sich einem bloß menschlichen Verständnis entziehen, eine entscheidende Rolle. Sie werden in künstlerische Verfahren auf spezifische Weise im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen Technik, Leiblichkeit und Wahrnehmung im postdigitalen Zeitalter befragt.
Anmeldung für den Online-Link: kunst@uni-osnabrueck.de
Veranstaltungsreihe:
»Künstlerische Praktiken postdigitaler Verflechtungen – Reorganisationen zwischen Aisthesis, Kunst und Medien«
Konzept & Organisation:
Prof. Dr. Kerstin Hallmann (Universität Osnabrück), Fatma Kargin (Leuphana Universität Lüneburg) und Prof. Dr. Manuel Zahn (Universität zu Köln)